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Offener Brief ORF Kärnten


Betreff: Kritik an dem Sendebeitrag „Esel als Schutz vor Wolfsangriffen“ (Kärnten heute – 13.08.2025)

 

Sehr geehrte Frau Bernhard,

sehr geehrter Herr Bieche,

sehr geehrter Herr Weberhofer,

sehr geehrte Damen und Herren des ORF Kärnten,

 

mit Befremden und zunehmender Sorge haben wir den jüngsten Beitrag in Ihrem Programm verfolgt. Darin wurde Herr Max Rossberg samt seinem sogenannten ‚Kompetenzzentrum‘ am Perchauer Sattel sowie Eseln als neue Wunderwaffe im Einsatz gegen Wölfe in den Mittelpunkt gestellt – und erneut als vermeintlicher Lösungsanbieter in der Wolfsthematik präsentiert.“

Dieser Beitrag reiht sich nahtlos in eine Serie von Sendungen ein, in denen der ORF Kärnten auffallend einseitig auftritt: Statt die realen Probleme und Gefahren der Weidetierhaltung im Alpenraum differenziert und ausgewogen darzustellen, werden vermeintliche „Patentlösungen“ promotet, die weder fachlich noch praktisch tragfähig sind.

1. Esel als „Wunderwaffe“

Dass Esel plötzlich als neue Schutzmaßnahme gegen den Wolf präsentiert werden, ist fachlich nicht haltbar.

  • Esel sind selbst Beutetiere und in anderen Regionen Europas bereits mehrfach Wolfsangriffen zum Opfer gefallen.

  • Sie können allenfalls in Kleinsthaltungen durch Alarmsignale, nicht aber auf großflächigen Almen mit mehreren hundert Tieren Schutz leisten.

  • Dass man diese Tiere als „Schutzmaßnahme“ propagiert, wirkt nicht nur unseriös, sondern grenzt an Irreführung.

Wie „gut“ Herdenschutz mit Esel wirkt, darüber darf man sich in der jüngsten Berichterstattung ein Bild machen:

2. Herdenschutzhunde – verharmlost und schöngeredet

Noch gravierender ist die Darstellung der Herdenschutzhunde:

  • Sie wurden im Beitrag als „sozial verträglich“ dargestellt, sodass Touristen keine Gefahr drohe. Diese Darstellung widerspricht sämtlichen Erfahrungsberichten aus Ländern wie Schweiz, Frankreich und Italien, wo es regelmäßig zu gefährlichen Zwischenfällen zwischen Touristen und Herdenschutzhunden kommt.

  • Herdenschutzhunde sind per Definition keine Familienhunde, sondern sollen abschrecken und im Ernstfall angreifen. Diese Realität verschweigt Ihr Beitrag.

  • Laut Rossberg seien bereits „40 ausgebildete Hunde“ im Einsatz. Dem gegenüber stehen jedoch 8.072 Almen in Österreich mit über 460.000 Weidetieren. Selbst konservativ gerechnet wären dafür über 10.000 Herdenschutzhunde nötig. 40 Hunde decken nicht einmal ein halbes Prozent des Bedarfs ab. Diese Diskrepanz wurde in Ihrem Beitrag nicht einmal angesprochen.

3. Konsequenzen für den Tourismus

Die logische Folge eines flächendeckenden Einsatzes von Herdenschutzhunden wäre eine massive Bedrohung für den Tourismus im Alpenraum:

  • Mehr als 10.000 frei arbeitende Hunde auf Almen, durch die jährlich Millionen Wanderer, Familien und Mountainbiker unterwegs sind, führen zwangsläufig zu Konflikten und Gefährdungen.

  • Bereits heute ist dokumentiert, dass Herdenschutzhunde in den Nachbarländern Touristen bedrohen oder verletzen.

  • Österreich lebt aber vom Bild der sicheren, offenen, familienfreundlichen Almen. Dieses Bild würde zerstört.

Die Frage stellt sich daher: Ist sich der ORF Kärnten der Tragweite seiner Botschaften bewusst, wenn er solche „Lösungen“ kritiklos verbreitet?

4. Fehlende Stimme der Betroffenen

Auch in diesem Beitrag kamen wieder nicht jene zu Wort, die tatsächlich mit den Folgen der Wolfsanwesenheit leben müssen:

  • die Bäuerinnen und Bauern,

  • die Almhirten,

  • die betroffenen Gemeinden und Ihre Bevölkerung

Stattdessen wird ein Diskurs befördert, der vor allem die urbane, landwirtschaftsferne Bevölkerung ansprechen soll – eine Bevölkerungsschicht, die die Folgen nicht tragen muss, aber über mediale Beeinflussung in ihrer Meinung geprägt wird.

5. Grundsatzfrage an den ORF Kärnten

Es drängt sich unweigerlich die Frage auf: Warum betreibt der ORF Kärnten so beharrlich eine Berichterstattung, die weniger der Information und ausgewogenen Darstellung dient, sondern erkennbar die Akzeptanz für den Wolf in einer nicht betroffenen Zielgruppe erhöhen soll? Wo liegt Ihr Auftrag – in der Unterstützung von Wolfslobbyismus oder im sachlichen Journalismus zum Schutz der Kulturlandschaft Alpenraum? Was ist Ihr Profit daraus, die Realität der Betroffenen systematisch auszublenden?

Sehr geehrtes ORF-Kärnten Team: Wenn es Ihr ernstes Anliegen ist, ausgewogen und objektiv zu berichten, dann erwarten wir, dass künftig die direkt betroffene Bevölkerung angemessen und fair zu Wort kommt. Dazu gehört, dass die praktischen, rechtlichen und ökonomischen Unmöglichkeiten des Herdenschutzes im alpinen Raum ebenso beleuchtet werden wie die Gefährdung des Tourismus und der bäuerlichen Kultur.

Alles andere ist eine einseitige Agenda – und hat mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF wenig gemein.

PS: Kritik an Ihrem Beitrag hat große Resonanz gefunden: https://www.facebook.com/savethealps/videos/1297693451863583 - ein Video, das bislang

nahezu sechsstellige Views und über zweitausend Likes generierte.

Das zeigt sehr deutlich: Ihre Berichterstattung verfehlt den Kern der Problematik von Großraubtieren in unserer biodiversitätsreichen Kulturlandschaft und wirkt vielmehr wie eine gezielte Beeinflussung urbaner, landwirtschaftsferner Zuschauerschichten. Dieses selektive Einsprechen stärkt nicht den Dialog, sondern eine Agenda – zum Nachteil ALLER.

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ALM WEIDE SCHUTZ.AT
Verein zum Erhalt der Kulturlandschaft und gegen die Großraubtierverbreitung

 IBAN: AT31 3956 1000 0022 2844

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