Offener Brief an die Redaktion und Geschäftsführung der BauernZeitung
- Team ALMWEIDESCHUTZ.AT

- 10. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Betreff: Kommentar „Ein Hoch auf die Zivilgesellschaft“ – notwendige Differenzierung im Umgang mit NGOs
Sehr geehrte Frau DI Pichler, sehr geehrte Redaktion der BauernZeitung,
als bäuerlicher Verein, der sich seit Jahren für den Erhalt der Alm- und Weidewirtschaft in Österreich einsetzt, haben wir mit großer Verwunderung Ihren Kommentar
„Ein Hoch auf die Zivilgesellschaft“ gelesen.
Dass NGOs wie Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie oder die Bergrettung unverzichtbare Beiträge für den sozialen Zusammenhalt leisten, bestreitet niemand. Sie füllen Lücken, wo der Staat an seine Grenzen stößt, und genießen daher völlig zu Recht breite Anerkennung.
Problematisch ist jedoch die pauschale Gleichsetzung solcher Organisationen mit Umwelt-NGOs wie WWF, Naturschutzbund oder Rewilding Europe. Diese Gruppen arbeiten in zentralen Fragen – etwa bei der Rückkehr des Wolfs – systematisch gegen die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe und gegen die Bewahrung der jahrhundertealten Almwirtschaft.
Sie betreiben emotionale Kampagnen und finanzieren sich über Spenden und millionenschwere EU-Förderungen aus dem LIFE-Topf.
Sie verschweigen oder verharmlosen die realen Probleme der Weidetierhaltung im Alpenraum.
Sie drängen auf Herdenschutzmaßnahmen, die nachweislich unverhältnismäßig, unwirksam und in alpinem Gelände praktisch nicht umsetzbar sind.
Wenn in der BauernZeitung unreflektiert ein Artikel erscheint, wo NGOs wie WWF und Naturschutzbund in einem Atemzug mit Caritas oder Bergrettung als „Garant des sozialen Zusammenhalts“ bezeichnet, untergräbt man das Vertrauen vieler Bauern in ihre eigene Standesvertretung.
Denn während wir unsere Existenzgrundlagen verteidigen müssen, erleben wir Tag für Tag, wie gerade diese Umwelt-NGOs unsere Lebensrealität verzerren, politisch Einfluss nehmen und letztlich bäuerliche Betriebe in ihrer Zukunftsfähigkeit gefährden.
Darum möchten wir klarstellen:
Ein Kommentar, der de facto ein Loblied auf den WWF und verwandte Umwelt-NGOs singt, hat in der BauernZeitung – als ein Instrument der bäuerlichen Interessenvertretung – nichts zu suchen. Er widerspricht nicht nur der Realität in der Landwirtschaft, sondern auch dem Auftrag, die Stimme der Landwirte zu sein.
Wir bitten Sie daher nachdrücklich, in Ihrer Berichterstattung differenzierter zu argumentieren:
Nicht jede NGO ist gleich.
Humanitäre Organisationen dürfen nicht mit Umwelt- oder Lobby-NGOs in einen Topf geworfen werden.
Wer über „die Zivilgesellschaft“ schreibt, muss auch deren Schattenseiten benennen.
Die BauernZeitung ist das Medium, das Bäuerinnen und Bauern Orientierung geben soll. Es wäre ein schwerer Fehler, wenn man sich in der Redaktion von urbanen Diskursen vereinnahmen ließe und dabei jene übersieht, die in den Tälern und auf den Almen die Landwirtschaft tagtäglich am Leben erhalten.
Denn eines darf nicht vergessen werden:
Sehr viele Bäuerinnen und Bauern fühlen sich von der Politik im Stich gelassen und suchen daher nach klaren, ungeschönten Antworten – auch an der Wahlurne. Wenn ihre eigenen Medien ihre Sorgen nicht ernst nehmen, wird diese Entwicklung nur noch verstärkt.
Ein Hoch auf die Zivilgesellschaft | Bauernzeitung





